38-köpfige Hemsbacher Delegation besuchte Wareham

Hemsbach/Wareham. Gastgeschenke sind Ehrensache. Oft sind es die kleinen Dinge, die das Herz erfreuen. Manchmal darf es aber auch gerne etwas Größeres sein – alles eine Frage des Anlasses eben. Ein Vierteljahrhundert Partnerschaft, ja freundschaftliche Verbundenheit zwischen zwei Städten ruft da förmlich nach etwas „Schwergewichtigem“. Anfängliche Ideen wie z.B. eine moderne Granitskulptur für Wareham wurden aus praktischen Erwägungen umgeformt in eine nicht minder gewichtige steinerne Bank aus dem berühmten Purbeck Stone, dem so manches berühmte Gebäude in London seine jahrhundertelange Existenz verdankt. Die Inschrift erinnert an das 25jährige Bestehen der Partnerschaft mit Hemsbach.

Premiere für Kirchner

38 Hemsbacherinnen und Hemsbacher waren per Flugzeug und Pkw für fünf Tage zum Jubiläumsbesuch „25 plus eins“ in die englische Partnerstadt gereist. Für Bürgermeister Jürgen Kirchner, laut Satzung 1. Vorsitzender des Partnerschaftsvereins , war es eine Premiere und der Empfang durch seinen englischen Amtskollegen Keith Green und die Mitglieder der „Wareham Hemsbach Society“ hätte herzlicher und würdevoller nicht sein können.

Besuch des RNLI College

Das von Chairman Myrna Gomes Maria exzellent vorbereitete vielseitige Programm ließ keine Wünsche offen und hielt die Gäste von der Bergstraße gehörig auf Trab. Gleich am Freitag hinterließ ein Besuch des RNLI- College (Royal National Lifeboat Institution) in Poole, der Ausbildungsstätte für Seenot-Rettungsfachkräfte aus ganz England, tiefe Eindrücke. Die umfassenden wie intensiven Ausbildungsmöglichkeiten – ob theoretisch im „Seenot-Simulator“, oder praktisch auf dem offenen Meer oder im Becken unter realistischen Notbedingungen – stießen allseits auf großes Interesse. Die Möglichkeit, im Fahrsimulator eines Seenotkreuzers bei schwerer See selbst das Ruder zu führen, ließen so manchem zudem gebannt den Atem stocken.

Durlston Country Park

Ausflugsziel am Samstag waren Durlston Castle und das es umgebende Naturreservat Durlston Country Park, beides Teile der so genannten „Jurassic Coast“, die zu den Welt-Naturwundern zählt und bekannt ist für ihre Fossilien. Vor allem die gelungene Symbiose aus touristischer Erschließung und nachhaltigem Naturschutz begeisterte die Besucher, nicht minder faszinierten die artenreiche Flora und Fauna und die grandiose Aussicht auf die Kreideküste von Dorset.

„Piggy Race“

Der Abend war dem geselligen Beisammensein mit Spiel und Spaß vorbehalten. Köstlich amüsierten sich Gäste und Gastgeber beim „Piggy Race“: Auf sechs Holzbahnen treten batteriebetriebene „Ferkelchen“ zum Wettrennen an. Der eigentliche Spaß war das Wetten auf die kleinen Racker. Wer auf das schnellste Schweinchen gesetzt hatte, konnte das 3 bis 4-fache seines Einsatzes gewinnen. Entsprechend lautstark wurden die eigenen Favoriten angespornt, beziehungsweise ins Ziel gelockt. Gewinner waren aber in jedem Fall Warehamer Sozialeinrichtungen, denen 20% des Wetteinsatzes zuflossen.

Feierlicher Gottesdienst Höhepunkt

Am Sonntag folgte mit einem feierlichen Gottesdienst in der Kirche „Lady St. Mary“ der Höhepunkt. Kern der Predigt, die von Reverend Andy Bowerman gehalten wurde und der Vertreter zahlreicher Vereine und viele öffentliche Personen beiwohnten, waren ein Rückblick auf 26 Jahre Partnerschaft, das letztjährige Jubiläum sowie vor allen Dingen natürlich die Bedeutung der Freundschaft zwischen den Städten und den Menschen. Der anschließende Marsch der Kongregation durch die Stadt – wie in Wareham üblich ordentlich aufgestellt und von Townband und Towncryer angeführt – hatte als Ziel den River Frome, an dessen Ufer Bürgermeister Jürgen Kirchner das Gastgeschenk an die Bürger Warehans übergab.

Zukunft der Partnerschaft im Blick

Freilich darf man die Steinbank für Wareham durchaus als Symbol nehmen für eine Partnerschaft, die auf festem Fundament gründet. Gleichwohl ist sie gedacht, den Menschen in Wareham einen schönen Platz für eine kleine Ruhepause zu bieten – was nicht heißt, dass man sich auf den 26 Jahren Partnerschaft „ausruhen“ möchte. Im Gegenteil: Sowohl der „Wareham Hemsbach Society“ als auch dem Hemsbacher Partnerschaftsverein ist es ein großes Anliegen, die Zukunft der Partnerschaft stets im Blick zu haben.

Austausch zwischen Jugendlichen fördern

So hatte Jürgen Kirchner in seiner Ansprache an die Wurzel der Städtepartnerschaft, den Schüleraustausch, erinnert: „Es war anfänglich unsere Jugend, die sich begegnete“ und „Unsere Jugend ist unsere Zukunft.“ Jeder Generation müsse aufs Neue ermöglicht werden, Kontakte zu knüpfen und ganz unmittelbar in Gastfamilien zu erleben, wie der Alltag in einem anderen Land aussehe und welche Fragen die Menschen dort bewegen. Jede Generation brauche diese Erfahrung, sich auf andere Denkweisen und Lebensgewohnheiten einzulassen und Toleranz zu entwickeln. Deswegen gelte es, die Begegnung junger Menschen aus Wareham und Hemsbach zu fördern.

Reger E-Mail-Verkehr

Neben dem unterhaltsamen Programm gab es deshalb auch offizielle Treffen mit Schulen und dem Jugendzentrum in Wareham. Silke Hartmann, Leiterin der Hemsbacher Hebel-Grundschule, tauschte sich mit der Schulleitung der Lady St. Mary Grundschule aus. Eine Delegation aus Vertretern des Partnerschaftsvereins, des Jugendzentrums und der Stadtverwaltung führte Gespräche mit Verantwortlichen der Purbeck School und des dortigen Jugendzentrums. Es galt, gemeinsam Ideen, Möglichkeiten und Wege zu finden, um die Beziehungen zwischen Jugendlichen in den Partnerstädten zu beleben und zu unterstützen. Den Worten sind bereits Taten gefolgt. Wo früher der Füllfederhalter geschwungen wurde oder „die Drähte heiß glühten“, macht heute reger E-Mail-Verkehr die tausend Kilometer zwischen Wareham und Hemsbach in wenigen Sekunden vergessen.

Die Verabschiedung der Gäste erfolgte wie üblich auf dem Parkplatz an der Streche Road zwischen den alten sächsischen Wällen. Walter Toewe, Geschäftsführer des Partnerschaftsvereins, bedankte sich bei den Gastgebern für die Gastfreundschaft und ganz besonders bei Myrna Gomes Maria und Ihrem Team, für das tolle Programm und die Durchführung des Partnerschaftstreffens. Die Rückfahrt nach Hemsbach verlief einigermaßen reibungslos, und schon jetzt ist die Vorfreude groß auf viele Wiederbegegnungen im nächsten Jahr – wobei: Vielleicht wird es bei einigen gar nicht so lange dauern…