Nach einer langen Anfahrt mit Übernachtung am Lago Maggiore erlebten fast 50 Mitglieder eine spannende Woche in den Abruzzen. Einen Tipp des Ersten Vorsitzenden BM Jürgen Kirchner aufgreifend, der übrigens auch für das Wochenende mit seiner Frau zu der Gruppe stieß, hatten Anne-Laure und Dieter Maupai diese achte Fahrt organisiert. In eine noch wenig bekannte Gegend, die jedoch reich ist an Historie, Kunstschätzen, kulinarischen Verführungen, unterschiedlichsten Landschaften und herzlichen Menschen, die sich freuten, Deutsche zu treffen, zumal manche früher jahrelang in Deutschland gelebt hatten.
Wie gewohnt hatten die Maupais- unterstützt vom Geschäftsführer Walter Toewe – ein interessantes und anspruchsvolles Programm zusammengestellt, das die Bedürfnisse und Interessen der Reisegruppe berücksichtigte, und dennoch flexibel war.
Standort war der Lido in Giulianova, ca. 200 km südlich von Ancona- an der Adria – gelegen mit meilenweitem Sandstrand. Allerdings wurden die Sonnenschirme und Liegen bereits abgebaut. Außerdem wehte leider stets die rote Flagge. Manch Hemsbacher/In wagte sich trotzdem in die Brandung, andere zogen die Pools des Hotels vor, um nach den Erkundungen des Tages zu entspannen, bevor ihnen die köstlichsten Mahlzeiten serviert wurden. Die Weine stammten von einem Weingut, das die Hemsbacher auch zu einer Weinprobe besuchten. Hier erfuhren sie, dass der Wein seine besondere Note und Güte dem Lößboden und seiner besonderen Lage verdankt: 300 m ü M und 30 km sowohl vom Meer wie dem Gebirge entfernt.
Das Ur-Giulianova liegt auf einer Anhöhe über dem Meer (25000 Einwohner) und war im Mittelalter von Bedeutung. Es punktet indes auch heute noch mit seinen typisch engen Gassen, einer imposanten Kuppelkirche, dem tollen Blick aufs Meer und auch als Wallfahrtsort mit Heilwasser im Santuario Madonna dello Splendido: Das italienische „Lourdes“.
Von Giulianova aus fuhren die Hemsbacher mit dem Bus und einem versierten Fahrer Tag für Tag durch die fruchtbare Ebene und ins Bergland, das schließlich übergeht ins Hochgebirge bis nahezu 3000m. Sie sahen Dörfer, die zu den 100 schönsten Italiens gehören und auch schon Filmkulisse waren wie in Ecos „Der Name der Rose“ oder „Vier Fäuste für ein Halleluja“. Vielerorts sahen sie Gebäude, die noch heute schwer gezeichnet sind vom Erdbeben, (Stärke 7,6) das 2009 die Region erschütterte, manch ein Turm war gänzlich eingestürzt. Nicht so die gigantische Festung „Civitella del ‚Tronto“ in 600 m ü M. Sie wurde 1564 von Philipp II von Habsburg umgebaut, und trotzte monatelang der französischen Armee unter Herzog von Guise.
Den „Höhepunkt“ der Reise indes erlebten die Mitglieder des Partnerschaftsvereins in 2100 m Höhe, auf dem Campo Imperiatore des Gran Sasso d‘ Italia.
Mit ihnen hatte auch ein Sturmtief das Plateau erreicht, die Wolken flogen den Hemsbachern nur so um die Ohren. In einem ziemlich mitgenommenen Gebäude fanden sie Schutz und ein Restaurant. Äußerst verwundert entdeckten sie da einen großen Verkaufsstand mit Büchern, Fotos und diversen „Devotionalien“ und sogar ein „Mussolini-Museum“. In diesem Haus, das Mussolini an exponierter Stelle hatte bauen lassen, war er 1943 für kurze Zeit festgesetzt, bis ihn ein Kleinflugzeug im Auftrag Hitlers befreite. Man kann im Dachgeschoss die Räume besichtigen, die er bewohnte
Spannend war auch der Ausflug durch die Calanchi, spezielle Geländeformationen, denen in Kappadokien ähnlich. Sie und die „Panoramastraße“ sind ein WWF-Naturreservat in der Größe von 16 Fußballfeldern. Es ist reich an wilder Flora und Fauna, wie dem Stachelschwein, das zum Symbol des Naturschutzgebiets wurde.
So gab es täglich etwas Neues zu bewundern bzw. zu wundern.
Wie etwa den Wallfahrtsort „Volto Santo“ in Manopello. In der Klosterkirche (siehe Foto) kann man das „einzig authentische“ Antlitz Jesu betrachten. Auf einem Muschelseidentuch, auf dem nachweislich keinerlei Farbe haften kann, ist demnach ein Abdruck von Jesu Gesicht nach der Grablegung zu sehen. Es ist jedem zugänglich und wird von einer Nonne erklärt. Man kann es sogar fotografieren. Seit 500 Jahren ist Mannopello ein stark besuchter Pilgerort. Auch Papst Benedikt war hier.
Last but not least gab es kaum einen Ort, an dem nicht romantische Piazzas und Brunnen, eine wunderschöne Kathedrale, imposante Portale, uralte Fresken oder Kreuzgänge zu bewundern waren. Sei es der Bischofssitz und Kathedrale von Atri aus dem 13. Jahrhundert, oder die Basilika in L’Aquila, die eine Reliquie des Hl. Coelestin bewahrt, des ersten Papstes, der je zurückgetreten ist.