Unser Besuch in Bray-sur-Seine

„Diese riesige Mauer haben wir gemeinsam überwunden“

Das lange Wochenende ab Christi Himmelfahrt nutzte der Partnerschaftsverein Hemsbach zum Besuch der französischen Partnerstadt und dem Kanton Bray-sur-Seine. Seit über fünf Jahrzehnten, genau seit 51 Jahren, besteht die Freundschaft zwischen dem „Comité de Jumelage“ und dem Städtepartnerschaftsverein, die 1972 auf kommunaler Ebene beschlossen wurde und seit 1986 von den beiden Vereinen getragen wird.

Am Himmelfahrtstag machten sich mit dem Bus 30 Erwachsene und Jugendliche auf den Weg nach Frankreich, zwölf Personen folgten mit ihren Pkws. Der Begrüßung der Gäste in der Gemeinde Gouaix durch Bürgermeister Alain Carrasco und den Mitgliedern des Comité folgte ein kleiner Umtrunk und die „alten Bekannten“ fanden nach herzlichen Umarmungen und dem obligatorischen Begrüßungsritual zueinander.

Ein erlebnisreicher Tag wartete auf die Gäste, hatten sich die Gastgeber für den Ausflug am Freitag „den schönsten Ort Frankreichs“ ausgesucht – Noyers-sur-Sereine. Auf eigene Faust wurde das malerische Dorf mit seiner Altstadt erkundet, die schon vielfach als Filmkulisse diente. Nach dem Mittagessen ging die Fahrt weiter nach Chablis, wo eine Weinprobe verköstigt und der Weinkeller besichtigt wurde. Zum Abschluss dieser Tour durch Burgund konnten die Erfahrungen des Tages in den Familien ausgetauscht werden.

Am Kriegerdenkmal in Bray trafen sich am Samstag Erwachsene und Jugendliche zum Festakt, der ganz im Zeichen des Élysée-Vertrages stand, der vor 60 Jahren unterzeichnet wurde. Thema war aber auch die sich daraus entwickelte Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland. Nichts könnte es passender ausdrücken, wenn es um diese Freundschaft geht, so der Vorsitzende des „Comité de Jumelage“, Eric Mugot, beim feierlichen Festakt in seiner sehr emotional gehaltenen Ansprache und damit an seine Worte im letzten Jahr in Hemsbach erinnerte: „Diese riesige Mauer haben wir gemeinsam überwunden“. Er erinnerte damit auch an die teilweisen Vorurteile und schwierigen Zeiten, bis diese Freundschaft mit Leben erfüllt wurde: „Wir feiern heute den Frieden und die Freiheit.“

Bürgermeister Alain Carrasco rief die Teilnehmer dazu auf, weiterhin die Freundschaft zu erhalten und junge Menschen für die Partnerschaft zu motivieren, „damit die Beziehungen zwischen unseren beiden schönen Städten dauerhaft erhalten und erweitert werden können.“
Bürgermeister Jürgen Kirchner hob in seiner Ansprache die Bedeutung und die Wichtigkeit des Élysée-Vertrages hervor und „es sind die gleichen Werte, für die wir einstehen, das gleiche Verständnis von Demokratie und dem gemeinsamen Zusammenleben in Europa.“ Auch wenn es „unruhige Zeiten gibt, in denen man nicht immer einer Meinung ist“, „so eint uns aber immer wieder unsere Freundschaft.“ Vor der Rede des französischen Bürgermeisters erklang die Marseillaise, ebenso vor Kirchners Ansprache die deutsche Nationalhymne. Nach einem Moment der Stille bildeten die Teilnehmer einen Kreis, fassten sich an den Händen und es erklang die Europahymne.

Auf dem Programm stand als Nächstes die Eröffnung und der Besuch der Messe von Gewerbetreibenden aus Bray und Umgebung. Gezeigt wurden auf dem Bouleplatz neueste Automodelle, Immobilienmakler präsentierten ihre Angebote, Handwerker und Künstler stellten ebenfalls aus und am Seineufer bot ein Flohmarkt allerlei „Nützliches“ an. Besondere Ehre erfuhr Bürgermeister Kirchner: er durfte diese Gewerbeschau eröffnen – mit der Schere wurde das Band zerschnitten.

Am späten Nachmittag wurde im Beisein der Gäste die restaurierte Orgel in der Kirche von Bray-sur-Seine, der Église Sainte-Croix, eingeweiht und es gab ein Konzert mit Stücken von Johann Sebastian Bach und einem italienischen Komponisten. In der Markthalle von Bray klang der Tag aus, denn am Sonntag, nach einem gemeinsamen Buffet wurde die Heimreise angetreten.

„Die Tage in Bray waren einfach wunderschön, wir haben uns willkommen gefühlt“, erinnern sich Maike und Louisa, die gemeinsam mit Lizzy den elf Jugendlichen des Bray-Besuchs während des Gastaufenthalts in Hemsbachs Partnerstadt an der Seine als Betreuerinnen zur Seite standen. Die Jugendlichen, die allesamt in Familien Unterkunft fanden, wurden von ihren „Gasteltern“ freundschaftlich aufgenommen und betreut und haben interessante Ausflüge unternommen, wie sie es dem mitgereisten Bürgermeister Kirchner erklärten.

Die Organisatorinnen der Reise, Antje Polonio und Hedda Schulz, haben Interesse der französischen Partner an einem Schüleraustausch erfahren, und „wir wollen gemeinsam diese Begegnungen etablieren.“ Auf deutscher Seite waren bereits vor dem Treffen die Anmeldungen ausgesprochen hoch. Es konnten allerdings nicht alle berücksichtigt werden, da sich nicht ausreichend Gastfamilien gemeldet haben. Das soll sich ändern, da sich in der französischen Schule Lehrer als Ansprechpartner bereit erklärt haben und mitwirken wollen. Anfang des neuen Schuljahres wird der Hemsbacher Verein bereits mit den hiesigen weiterführenden Schulen Kontakt aufnehmen und Voranmeldungen für das nächste Jahr entgegennehmen, damit sich die französischen Partner frühzeitig um Gastfamilien bemühen können. (bn)